politisches System

Strömungen

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Klimaschutzmaßnahmen werden durch politische Strömungen beeinflusst. Während libertäre und rechtspopulistische Positionen oft auf einen weitgehend unregulierten Markt setzen und Klimaschutz aus finanzieller Sicht als Belastung für Unternehmen sehen, fordern sozialdemokratische, grüne und linke Parteien stärkere staatliche Eingriffe zur Förderung nachhaltiger Entwicklungen. Libertäre und Rechtspopulisten argumentieren, dass weniger Regulierung Innovation fördert und die Wettbewerbsfähigkeit sichert. Kritiker jedoch betonen, dass ohne staatliche Vorgaben Unternehmen häufig gegen kostspielige grüne Technologien entscheiden und der Markt allein nicht genügend Anreize bietet, um die Umwelt nachhaltig zu schützen.

Libertarismus

Libertäre Politik zeichnet sich durch den hohen Stellenwert individueller Freiheit aus, verbunden mit Forderungen nach mehr freiem Handel, niedrigeren Steuern und weniger (Umwelt-)Regulierung. Im Gegensatz zur liberalen Politik ist die libertäre Haltung gegenüber dem Staat kritisch und oft ablehnend, da Libertäre staatliche Eingriffe als Einschränkung persönlicher Freiheit und wirtschaftlicher Effizienz betrachten.

Geld

Rechtspopulismus

Rechtspopulistische Vereinigungen beeinflussen die Klimapolitik ihres Landes negativ, indem sie den politischen Apparat so umbauen, dass Klima- und Umweltschutz geringere Priorität erhalten. So hat etwa Ex-Präsident Trump den Leiter der Umweltbehörde EPA durch einen Klimaskeptiker ersetzt und zahlreiche Klimaschutzmaßnahmen gestoppt. Auch der ehemalige brasilianische Präsident Jair Bolsonaro war für eine Politik bekannt, die die Abholzung des Regenwalds drastisch beschleunigte.

Kappe make America great again

Klimaschutz in der politischen Debatte

Klimaschutz ist weder links noch rechts.
Dennoch wird die Kommunikation zwischen den beiden politischen Lagern zunehmend schwieriger.

Rechtsgerichtete Parteien sehen Klimaschutzmaßnahmen als einen Sieg der Linken gegen den Kapitalismus des freien Marktes und das Wiedererstarken des Sozialismus an. Auch das Framing, das jahrelang durch Lobbys und Parteien aufgebaut wurde (z.B. Klimaschutz kostet Arbeitsplätze - obwohl natürlich zudem neue Arbeitsplätze geschaffen werden), führt zu einer Polarisierung zwischen links und rechts. Eine erfolgreiche Klimapolitik kann es aber nur geben, wenn alle demokratischen Parteien zusammenarbeiten.

Dabei hätten Klimaschutzmaßnahmen für die Allgemeinheit zahlreiche positive Auswirkungen auf die Gesundheit und die Lebensqualität - ob weniger Staus durch verbesserten ÖPNV, weniger Luftschadstoffe, das Ergrünen von Städten und somit die Abmilderung von Hitzewellen, dem Senken des Strompreises und der Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern und deren Erzeugerländern durch erneuerbare Energien. Außerdem wären die finanziellen Belastungen in Zukunft deutlich geringer, wenn schon heute genügend investiert werden würden.

Quelle

ARTE-Doku: Klimawandel – Die Macht der Lobbyisten

Ezra Klein – Der tiefe Graben (Buch)

Medien

Print- & Onlinemedien

Durch den Rückgang der Printverkäufe und die gleichzeitig steigende Nachfrage nach Online-Angeboten befinden sich die etablierten Printmedien seit längerem in einem Transformationsprozess. Rentable Bezahlmodelle für digitale Inhalte müssen eingeführt werden, während gleichzeitig die Werbeeinnahmen im Printbereich zurückgehen. Besonders betroffen sind Lokalzeitungen mit kleiner Auflage, die unter dieser Entwicklung leiden.

Zeitung

Der Kostendruck wirkt sich auf die Redaktionen aus: Sie können sich immer weniger Fachjournalisten, etwa für die Bereiche Umwelt und Klima, leisten, was die Qualität der Berichterstattung beeinträchtigt. Gerade bei komplexen Themen wie der Klimakrise, die von Psychologie über Energiefragen bis hin zur Geopolitik alle gesellschaftlichen Bereiche berührt, sind fundierte und konstruktive Aussagen unverzichtbar.

Clickbait

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Ein verbreitetes Problem im Internet sind Überschriften, die gezielt Aufmerksamkeit erregen sollen – sogenannte Clickbaits (übersetzt: Klick-Köder). Ziel dieser Clickbaits ist es, die Nutzerin oder den Nutzer zum Anklicken des Artikels zu verleiten, da jede Interaktion dem Betreiber mehr Werbeeinnahmen bringt. Häufig erwecken solche Überschriften den Eindruck, Lösungen für grundlegende Wünsche zu bieten, etwa „Wie Du mehr Freizeit bekommst, ohne weniger Geld zu verdienen.“
Auch in seriösen Medien wird Aufmerksamkeit häufig durch Fragestellungen in Überschriften erzeugt („Ist die Energiewende zu schaffen?“). Dies kann jedoch bei Leserinnen und Lesern, die nur die Überschrift wahrnehmen, den Eindruck erwecken, dass Unsicherheiten in einem Bereich bestehen, selbst wenn der Artikel diese Fragen klärt oder optimistische Aussichten bietet.

Öffentlich-rechtliche & private

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat die Aufgabe, die Gesellschaft unabhängig über Missstände zu informieren. Diese Unabhängigkeit wird durch den Rundfunkbeitrag gesichert, den alle Bürgerinnen und Bürger zahlen. Dennoch gibt es immer wieder Bestrebungen von Parteien, die sich in den öffentlich-rechtlichen Medien falsch dargestellt fühlen, diesen Beitrag zu senken oder abzuschaffen.

Bei der Berichterstattung über die Klimakrise ergibt sich ein besonderes Problem: Eine verstärkte Fokussierung auf das Thema könnte den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ins Visier von Parteien rücken, die dem Klimaschutz in ihren Programmen nur wenig Bedeutung beimessen. Diese Parteien befürchten, dass eine gut informierte Gesellschaft ihr Wahlverhalten zugunsten von Parteien ändern könnte, die Klimaschutz ernst nehmen. Zudem besteht die Sorge, dass Werbekunden, etwa aus der Automobilbranche, bei stärkerem Fokus auf die Klimakrise abspringen könnten.

Soziale Medien

Die Entwicklung der sozialen Medien hat zu einem veränderten Kommunikationsverhalten geführt, das den Individualismus stärkt. Plattformen wie Instagram und X (ehemals Twitter) verfolgen das Ziel, die Verweildauer ihrer Nutzerinnen und Nutzer so hoch wie möglich zu halten, um Werbeeinnahmen zu maximieren. Daher sind sie so programmiert, dass reißerische Inhalte, einschließlich Lügen und Übertreibungen, sich schneller verbreiten als sachliche Informationen, da sie mehr Aufmerksamkeit erzeugen. Das kann negative Folgen für die Nutzer haben. Deutlich wird dies zum Beispiel bei Essstörungen, die bei Jugendlichen durch die Nutzung von Instagram entstehen, oder beim Sturm auf das Kapitol, der auch über Facebook organisiert wurde.

Soziale Medien können aber, wie interne Dokumente belegen, das Ausmaß steuern, in dem Falschmeldungen viral gehen. Dies würde jedoch die Bildschirmzeit und damit die Einnahmen reduzieren.

Durch die Beauftragung von PR-Firmen durch finanzstarke Unternehmen und Verbände kann die Öffentlichkeit professionell und gezielt beeinflusst werden, z.B. mit Desinformationskampagnen zur Klimakrise.

Fake News / Falschmeldungen

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Falschmeldungen oder "Fake News" werden entweder versehentlich oder absichtlich verbreitet. Gezielte und absichtliche Falschnachrichten – oft als Propaganda bezeichnet – werden häufig von Staaten oder Organisationen gestreut, um die öffentliche Meinung zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Besonders in sozialen Medien kann Propaganda leicht über Computerprogramme (sogenannte Bots) verbreitet werden. Mithilfe von KI müssen selbst die Inhalte nicht mehr selber geschrieben werden.
Hinzu kommen menschliche Verhaltensweisen, die die Wirkung von Falschinformationen verstärken:

  • Falschinformationen haben auch nach einer Korrektur noch Einfluss auf die Denkweise und stiften Verwirrung.
  • Falschinformationen, die das eigene Weltbild bestätigen, wirken oft glaubhafter.
  • Falschinformationen, die unlogisch, aber häufig wiederholt werden, können überzeugender sein als neue Informationen.

Über die Wirkung von Falschnachrichten und wie man sie am Besten widerlegt hat Skeptical Science eine sehr gute Zusammenfassung herausgegeben.

Quelle

Diverse Autoren: Medien in der Klima-Krise (Buch)

Wissenschaft in den Medien

Die Wissenschaftskommunikation zur Klimakrise ist aus verschiedenen Gründen eine Herausforderung. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verfügen oft über wenig bis keine Medienexpertise und bemühen sich, wissenschaftliche Erkenntnisse in einer präzisen, akademischen Sprache darzustellen – was für die breite Öffentlichkeit häufig schwer verständlich und wenig überzeugend wirkt.

Beispiele für missverständliche Wörter in der Wissenschaft

Englisch Deutsch Allgemeines Verständnis Wissenschaftliches Verständnis
positive trend Positiver Trend etwas Positives, Gutes steigender Trend
theory Theorie theoretisch, noch nicht bewiesen wissenschaftlich etabliert
uncertainty Unsicherheit es ist noch nicht klar wie es wirklich ist Abweichung vom Durchschnittswert
very likely [aus dem IPCC-Report] sehr wahrscheinlich könnte sein über 90% Wahrscheinlichkeit

Wenn ein Wissenschaftler in einer Talkshow versucht, wissenschaftlich präzise zu argumentieren, hat er meist schlechte Karten. Das liegt daran, dass das Grundkonzept einer Talkshow darin besteht, kontroverse und aktuelle Themen zu verallgemeinern und gegensätzliche Positionen aufeinanderprallen zu lassen. Dabei geht es nicht unwesentlich um Entertainment.

united by science

So tritt etwa ein Wissenschaftler als Befürworter des Ausbaus erneuerbarer Energien auf, während ein Politiker oder eine medienerfahrene Persönlichkeit dagegen argumentiert. Da das interessierte, aber oft uninformierte Publikum die Argumente beider Seiten meist nicht abwägen kann, überzeugen die Talkshow-Teilnehmer oft mehr durch Ausstrahlung, Humor, Emotionen und Schlagfertigkeit als durch Fakten. Wissenschaftler versuchen hingegen oft, die Aussagen der Gegenseite mit noch mehr Beweisen, Daten und neuen Erkenntnissen zu kontern. Während dies bei einem Fachkongress funktionieren würde, ist es in einer Talkshow weniger wirkungsvoll.

Zudem nutzen Skeptiker des Klimaschutzes oft die Strategie, wissenschaftliche Aussagen als bloße Meinungen oder politische Haltungen abzutun. Eine fundierte wissenschaftliche Aussage basiert jedoch auf überprüfbaren Beweisen, die durch zahlreiche andere Forschende bestätigt wurden. Hinter der Erkenntnis, dass die Klimakrise vom Menschen verursacht wird, stehen beispielsweise tausende Wissenschaftler. Dem Zuschauer fehlt jedoch oft das Wissen über wissenschaftliche Prozesse, wodurch Fehleinschätzungen entstehen können. Hinzu kommt, dass er nicht unterscheiden kann, ob eine These nur von wenigen Forschenden oder einer breiten wissenschaftlichen Gemeinschaft unterstützt wird, da ihm die nötigen Informationen fehlen.

Ein weiteres Hindernis für die Außendarstellung von Wissenschaft ist, dass Forschende Öffentlichkeitsarbeit oft in ihrer Freizeit leisten müssen, eine unvergütete Zusatzbelastung. Wissenschaftskommunikation spielt in der Ausbildung und im Wissenschaftsbetrieb meist nur eine geringe Rolle.

Unabhängig von den Medien ist Wissenschaft für viele Politiker lediglich ein Faktor unter mehreren bei der Meinungsbildung. Klimaschutz wird oft als politisches Mittel zur Wählerbeeinflussung genutzt: Es wird viel darüber geredet, um das Vertrauen der Wählerschaft zu gewinnen, aber die Umsetzung entsprechender Maßnahmen bleibt häufig aus oder ist zu schwach, um wirkungsvoll zu sein.

False Balance

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Oft werden wissenschaftlich fundierte Fakten einer Minderheitsmeinung gegenübergestellt, wodurch Außenstehende den Eindruck bekommen, beide Positionen seien gleichwertig. Ein Grund für diese Verzerrung ist der journalistische Ansatz, zu jedem Thema mindestens zwei Meinungen einzuholen, um Objektivität zu wahren.