Wieso verstärkt die Erderwärmung Extremwetter?
Hitzewellen
Der allgemeine Temperaturanstieg infolge der globalen Erwärmung führt zu mehr und längeren Hitzewellen. Dies wird besonders deutlich in dem Video 2022 Record High and Record Low Temperatures Worldwide von Berkeley Earth, in dem die höchsten jemals gemessenen Temperaturen mit den niedrigsten Temperaturen im Jahr 2022 verglichen werden.
Stürme
Zudem wird es voraussichtlich eine Zunahme der Anzahl und Intensität der starken Tropenstürme geben. Die Gesamtzahl aller Tropenstürme wird sich jedoch voraussichtlich nicht erhöhen. Der Grund liegt in dem immer wärmer werdenden Meerwasser, aus dem die Tropenstürme ihre Energie beziehen. Ab einer Wassertemperatur von über 26°C kann sich ein Tropensturm bilden. Diese Temperaturen treten nur in der wärmeren Jahreshälfte in den Tropen auf, daher ist bei Stürmen außerhalb der Tropen kein signifikanter Trend zu erkennen.
Starkniederschläge
Starkniederschläge werden durch die Klimaerwärmung wahrscheinlich zunehmen. Zum einen kann wärmere Luft generell mehr Wasser aufnehmen und abregnen. Zum anderen fällt der Niederschlag durch die wärmere Umgebung häufiger als kleinräumiger Starkregen und nicht als großflächiger Dauerregen. Das Niederschlagsverhalten ist jedoch räumlich und zeitlich sehr unterschiedlich.
Gewitter
Die Erderwärmung führt ebenfalls zu erhöhten Temperaturen der Luft. Dadurch kann Luft mehr Wasserstoff aufnehmen und liefert somit mehr Energie für Gewitter. Besonders in den Tropen gibt es deshalb durchschnittlich mehr Gewitter als in Deutschland. Hierzulande sind in den Sommermonaten mehr Gewitter zu beobachten.
Der Jetstream
Das Wetter in Deutschland hängt stark von einem Windband ab, das in 8 bis 12 Kilometern Höhe mit Geschwindigkeiten von bis zu 535 Kilometern pro Stunde in Wellen um den Nordpol weht - dem so genannten Polarfront-Jetstream. Die Stärke des Windbandes und die Größe der Wellen hängen vom Temperaturunterschied zwischen Äquator und Arktis ab. Durch die globale Erwärmung steigt die Temperatur in der Arktis viel stärker an als auf dem Rest der Erde - der Temperaturunterschied zum Äquator wird kleiner. Diese Schwächung des Jetstreams führt in den gemäßigten Breiten (z.B. in Deutschland oder Nordamerika) zu ungewöhnlichen Kaltlufteinbrüchen aus der Arktis. So sind nicht nur Hitzewellen, sondern auch extreme Kälteperioden auf den Klimawandel zurückzuführen. Außerdem führt die Abschwächung zu Wetterlagen, die länger an einem Ort bleiben. Die Folgen sind Dürren und Waldbrände, aber auch Starkregen und Überschwemmungen.
Auswirkungen der Erderwärmung auf den Jetstream
"Links: Durch hohe Temperaturunterschiede zwischen den Tropen und der Arktis ist der Jetstream stark ausgeprägt. Er mäandert* nur wenig und die arktische Kaltluft bleibt im Norden. Die Winter in Nordamerika und Europa sind dann durch wechselnde Hoch- und Tiefdruckgebiete gekennzeichnet." *auseinanderfließen
"Rechts: Erwärmt sich die Arktis, sind die Temperaturunterschiede zwischen Tropen und Arktis geringer. Der Jetstream ist dann schwächer ausgeprägt und verläuft in sehr ausgeprägten Wellen. Die Kaltluft dringt weit nach Süden vor und die Druckgebiete sind oft über Wochen stationär."
Bild und Text: Wissensplattform Erde und Umwelt, eskp.de, Lizenz: CC BY 4.0
ESKPWelt
Die Weltorganisation für Meteorologie hat im Jahr 2021 den aktuellsten Bericht über die menschlichen sowie wirtschaftlichen Verluste durch Wetterextreme [WMO-Atlas of mortality and economic losses from weather, climate and water extremes (1970–2019)] veröffentlicht, der sich auf die EM-DAT Daten des Centre for Research on the Epidemiology of Disasters (CRED) stützt. Alle auftretenden Katastrophen werden in natürliche und von Menschen verursachten technologische Ereignisse unterteilt. Zu den menschengemachten technologischen Katastrophen zählen:
Zu den natürlich auftretenden Katastrophen zählen:
Nur die Wetter-, Klima- und Wasserextreme sind direkt auf die Klimakrise zurückzuführenden und werden lt. EM-DAT wie folgt unterteilt:
Meteorologie
Extreme Temperaturen
Hitzewellen
Kältewellen
harte Winterbedingungen
wie Schnee, Eis und Frost
Nebel
Sturm
Konvektive Stürme
wie Hagel, Gewitter, Blitzschlag, Regen, Derecho (langanhaltende Gewitterlinie von mindestens 450 km Länge), Sandsturm, Sturmflut, Tornado, Blizzard
Außertropischer Sturm
Tropischer Sturm
Klima
Dürre
Gletschersee-Ausbrüche
Flächenbrand
Waldbrände
Landbrand von Gestrüpp, Buschwerk und Weiden
Wasser
Flut
Überschwemmung an der Küste
Sturzflut
Eisstau-Hochwasser
Flussüberschwemmung
Erdrutsch
Lawine (Schnee, Geröll, Murgang, Steinschlag)
Wellengang
Riesenwelle
stehende Wellen
Quelle
EM-DAT GuidlinesZwischen 1970 und 2019 ereigneten sich 22.326 Katastrophen, die auf natürliche und technologische Ereignisse zurückzuführen sind. Insgesamt forderten sie 4,6 Millionen Todesopfer und verursachten wirtschaftliche Schäden in Höhe von 4,92 Billionen US-Dollar. Von den 22.326 Katastrophen waren 11.072 auf Wetter-, Klima- und Wassergefahren zurückzuführen. Diese Katastrophen alleine führten zu 2,06 Millionen Todesfällen und 3,64 Billionen US-Dollar an Schäden.
In den letzten 50 Jahren waren somit Wetter-, Klima- und Wasserextreme die Ursache für die meisten Katastrophen:
Betrachtet man die letzten 50 Jahre, so ereignete sich fast täglich eine Katastrophe im Zusammenhang mit einem Wetter-, Klima- oder Wasserextrem. Im Durchschnitt waren pro Tag 115 Todesopfer zu beklagen und Schäden in Höhe von 202 Millionen US-Dollar entstanden. Die wirtschaftlichen Verluste durch wetter-, klima- und wasserbedingte Katastrophen haben sich zwischen 1970 und 2019 versiebenfacht. Dagegen ist die Zahl der Todesopfer im gleichen Zeitraum um das Dreifache gesunken- von über 50.000 Todesfällen in den 1970er Jahren auf weniger als 20.000 in den 2010er Jahren. Dies ist auf Fortschritte bei den Frühwarnsystemen zurückzuführen. Auch die Unterscheidung zwischen Industrie- und Entwicklungsländern zeigt ein klares Bild:: Hier gibt es zwei unterschiedliche Methoden der wirtschaftlichen Klassifizierung: die der Vereinten Nationen und die der Weltbank. Beide zeigen, dass die Mehrzahl der gemeldeten Todesfälle durch Wetter-, Klima- und Wasserextreme in Entwicklungsländern auftrat.
Länder mit entwickelten Volkswirtschaften tragen hingegen die Mehrzahl der wirtschaftlichen Verluste.
Die 10 größten Katastrophen weltweit nach gemeldeten (a) Todesfällen und (b) wirtschaftlichen Schäden (1970-2019)
(a) | Art der Katastrophe | Jahr | Land | Tote |
---|---|---|---|---|
1 | Dürre | 1983 | Äthiopien | 300.000 |
2 | Sturm (Bhola) | 1970 | Bangladesh | 300.000 |
3 | Dürre | 1983 | Sudan | 150.000 |
4 | Sturm (Gorky) | 1991 | Bangladesh | 138.866 |
5 | Sturm (Nargis) | 2008 | Myanmar | 138.366 |
6 | Dürre | 1973 | Äthiopien | 100.000 |
7 | Dürre | 1981 | Mosambik | 100.000 |
8 | Extreme Temperaturen | 2010 | Russland | 55.736 |
9 | Flut | 1999 | Venezuela | 30.000 |
10 | Flut | 1974 | Bangladesh | 30.000 |
(b) | Art der Katastrophe | Jahr | Land | wirtschaftliche Verluste (in Milliarden US$) |
---|---|---|---|---|
1 | Sturm (Katrina) | 2005 | USA | 163,61 |
2 | Sturm (Harvey) | 2017 | USA | 96,94 |
3 | Sturm (Maria) | 2017 | USA | 69,39 |
4 | Sturm (Irma) | 2017 | USA | 58,16 |
5 | Sturm (Sandy) | 2012 | USA | 54,47 |
6 | Sturm (Andrew) | 1992 | USA | 48,27 |
7 | Flut | 1998 | China | 47,02 |
8 | Flut | 2011 | Thailand | 45,46 |
9 | Sturm (Ike) | 2008 | USA | 35,63 |
10 | Flut | 1995 | Nordkorea | 25,17 |
Wie aus der Tabelle ersichtlich, wurden die meisten Todesopfer durch Dürren bzw. Hungersnöte in der Sahelzone und durch Stürme verursacht. Bei den wirtschaftlichen Schäden ragen die Stürme in den USA heraus. 2019 war das fünfte Jahr in Folge (2015-2019), in dem sich in den USA Katastrophen ereigneten, die zehn oder mehr Milliarden Dollar kosteten - ein Rekord. In den USA gab es in den 2010er Jahren mehr als doppelt so viele wetter- und klimabedingte Milliardenschäden (119) wie in den 2000er Jahren (59) - selbst inflationsbereinigt (Stand: Januar 2020).
Gekürtzt und übersetzt aus:
WMO-Atlas of mortality and economic losses from weather, climate and water extremes (1970–2019) - S.46Für 2020 wurden lt. dem Versicherer AON die wirtschaftlichen Verluste durch Naturkatastrophen auf 268 Milliarden Dollar geschätzt.
Anzahl der Todesopfer 1970-2019
wirtschaftliche Verluste 1970-2019
Zukunft
Der IPCC hat in seinem letzten Bericht AR6 in verschiedenen Infografiken aufgezeigt, in welchem Ausmaß sich Wetterextreme für verschiedene Szenarien verstärken.
Unterschied zwischen der Intensitätszunahme und der globaler Erwärmung
Intensitätszunahme/Temperaturanstieg: Temperaturerhöhung vom Vergleichszeitraum 1850-1900 zu einem Jahr
Globale Erwärmung: Temperaturerhöhung vom Vergleichszeitraum 1850-1900 zu einem Zeitraum von mindestens 20 Jahren
Zur Einordnung: Für das Jahr 2040 wird ein Temperaturanstieg von ca. 1,9°C prognostiziert - die globale Erwärmung liegt dann aber bei 1,5°C (Mittelwert 2020-2040).
Weiterführende Erklärungen hierzu sind unter Global Warming zu finden.
Quelle:
IPCC - AR6 SPMEuropa
Die 10 größten Katastrophen in Europa nach gemeldeten (a) Todesfällen und (b) wirtschaftlichen Schäden (1970-2019)
(a) | Art der Katastrophe | Jahr | Land | Tote |
---|---|---|---|---|
1 | Extreme Temperaturen | 2010 | Russland | 55.736 |
2 | Extreme Temperaturen | 2003 | Italien | 20.089 |
3 | Extreme Temperaturen | 2003 | Frankreich | 19.490 |
4 | Extreme Temperaturen | 2003 | Spanien | 15.090 |
5 | Extreme Temperaturen | 2003 | Deutschland | 9.355 |
6 | Extreme Temperaturen | 2015 | Frankreich | 3.275 |
7 | Extreme Temperaturen | 2003 | Portugal | 2.696 |
8 | Extreme Temperaturen | 2006 | Frankreich | 1.388 |
9 | Extreme Temperaturen | 2003 | Belgien | 1.175 |
10 | Extreme Temperaturen | 2003 | Schweiz | 1.039 |
(b) | Art der Katastrophe | Jahr | Land | wirtschaftliche Verluste (in Milliarden US$) |
---|---|---|---|---|
1 | Flut | 2002 | Deutschland | 16,48 |
2 | Flut | 1994 | Italien | 16,03 |
3 | Flut | 2013 | Deutschland | 13,86 |
4 | Sturm | 1999 | Frankreich | 12,27 |
5 | Flut | 2000 | Italien | 11,87 |
6 | Flut | 1983 | Spanien | 10,0 |
7 | Dürre | 1990 | Spanien | 8,81 |
8 | Flut | 2000 | Vereinigtes Königreich | 8,75 |
9 | Sturm | 2007 | Deutschland | 6,78 |
10 | Sturm | 1990 | Vereinigtes Königreich | 6,65 |
Anzahl der Todesopfer 1970-2019
wirtschaftliche Verluste 1970-2019
In Europa wurden zwischen 1970 und 2019 1.672 Katastrophen registriert, die zu 159.438 Todesopfer und 476,5 Milliarden US-Dollar an wirtschaftlichen Schäden führten. In diesem Zeitraum waren extreme Temperaturen mit 148109 Todesopfern mit Abstand für die meisten Todesfälle verantwortlich. Überschwemmungen (36%) und Stürme (44%) verursachten die meisten wirtschaftlichen Verluste in Europa. Die beiden extremen Hitzewellen in den Jahren 2003 und 2010 verursachten mit 127.946 Todesopfern die meisten Todesfälle (80%). Diese beiden Ereignisse verzerren die Statistiken über die Zahl der Todesfälle in Europa. Die Hitzewelle von 2003 mit insgesamt 72.210 Todesfällen in den 15 betroffenen Ländern war für die Hälfte der Todesfälle in Europa verantwortlich (45%). Die Hitzewelle von 2003 war in drei Ländern für mehr als 90% der in den letzten 50 Jahren gemeldeten Todesfälle durch Extremwetterereignisse verantwortlich: Deutschland (95%), Italien (94%) und Spanien (90%).
Tote durch
extreme Temperaturen 93%
wirtschaftliche Verluste durch
Stürme 44%
Überschwemmungen 36%
Die folgende Grafik des Europäischen Parlaments bzw. der Europäischen Umweltagentur veranschaulicht die Auswirkungen der Klimakrise auf Ökosysteme, Wirtschaftssektoren und Gesundheit.
©Europäisches Parlament, 2021 – Quelle: Europäisches Parlament
Auswirkung des Klimawandels auf Europas Regionen LizenzDeutschland
Deutschland ist besonders gefährdet durch häufiger autretende schwere Flutkatastrophen und hat neben den daraus resultierenden Todesfällen auch sehr große wirtschaftliche Verluste zu erleiden. Allein durch die Fluten von 2002, 2007 und 2013 belaufen sich diese zusammen auf ca. 40 Milliarden Euro. Mit der Flutkatastrophen 2021 im Ahrtal, die vorraussichtlich ca. 30 Milliarden kosten wird, ergibt sich nur durch Fluten eine Schadenssumme von 70 Milliarden Euro über die letzten 20 Jahre.
Quelle:
EEADas Umweltbundesamt schreibt auf seiner Webseite:
Bei einem ungebremsten Klimawandel würden die Risiken durch Hitze, Trockenheit und Starkregen im gesamten Bundesgebiet künftig stark ansteigen. Die Schäden wirken sich dabei wie bei einem Dominoeffekt von bereits heute stark belasteten Ökosystemen wie Böden, Wäldern und Gewässern hin zum Menschen und seiner Gesundheit aus. Bisher sind nur wenige Regionen in Deutschland sehr intensiv von Hitze, Trockenheit oder Starkregen betroffen. Bei einem starken Klimawandel würden bis Mitte des Jahrhunderts sehr viel mehr Regionen mit diesen Wirkungen konfrontiert sein. Im Westen und Süden Deutschlands würde sich das Klima relativ zu heute am stärksten verändern. Im Südwesten und Osten würden klimatische Extreme am häufigsten vorkommen. Die Flüsse und Flusstäler könnten durch Folgen von wasserspezifischen Risiken, wie Niedrig- und Hochwasser, betroffen sein. An der Küste würden die Gefahren durch den Meeresspiegelanstieg in der zweiten Jahrhunderthälfte deutlich zunehmen. Bei einem starken Klimawandel würde Ende des Jahrhunderts im Vergleich zu heute ganz Deutschland ein Hotspot für Risiken des Klimawandels.
In der Darstellung des Umweltbundesamt sind die Folgen der Klimakrise in den einzelnen Regionen Deutschlands veranschaulicht.
©Umweltbundesamt
UBA - Klimaraumtypen Deutschland